Ein Wort zur Zeit
Mit dem Pfingstfest wird die liturgische Feier des Lebens des Menschensohns Jesus beendet. Diese Feier wurde mit dem Ersten Advent als Vorbereitung auf die Geburt Jesu an Weihnachten begonnen. Es folgten Epiphanie, dann Fastenzeit, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern – Abschiedsmahl, Tod und Auferstehung. Mit dem Tod Jesu wurde zugleich die Hoffnung auf ein irdisches Reich des Messias zu Grabe getragen, denn, wie Jesus, der Herr, sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Entsprechend konnte Pilatus auch in Jesus keine Bedrohung für seine Herrschaft, das Römische Reich, erkennen. Anders die religiösen Führer der jüdischen Bevölkerung, die ihr religiöses Geschäft retten wollten.
Zwischen Ostern und Pfingsten fasste die verstörte Anhängerschaft Jesu wieder Mut: die Frauen, die unter dem Kreuz ausgeharrt hatten, brachten die Botschaft von der Auferstehung zu den Jüngern, deren Führer Petrus den Herrn verleugnet hatte. Neuer Mut entflammte die Herzen, Petrus verkündete an Pfingsten die Frohe Botschaft der Stadt Jerusalem und der ganzen Welt. Woher die Leute auch kamen, sie alle verstanden die Botschaft in ihrer Sprache. Wir feiern mit Pfingsten die Sendung des Heiligen Geistes und die Gründung der Kirche.
Man hört manchmal sagen, Jesus habe das Reich Gottes gepredigt, aber gekommen sei die Kirche. Richtig, denn wie Pilatus am Kreuz Jesu anschlagen ließ: Gekreuzigt wurde der irdische Mensch „Jesus von Nazareth, König der Juden.“ Aber auferstanden ist der Gottessohn Jesus Christus, der Messias, der mit der Kreuzigung alles menschliche Leid und alle Schuld auf sich genommen und überwunden hat. Dankbar dürfen wir „verlorenen Söhne“ zum Festmahl des Vaters an seinem Tisch Platz nehmen und Eucharistie feiern. Wir dürfen „zu seinem Gedächtnis“ das Abendmahl feiern in der Hoffnung auf das ewige Hochzeitsmahl im Himmel.
Dass die Kirche auch eine irdisch-menschliche Institution ist, wird schon in der Apostelgeschichte deutlich. Einige sehr fromme jüdische Christen wollten den aus einer heidnischen, einer fremden Umgebung stammenden Christen weis machen, dass auch sie die jüdischen Ritualgesetze und Sitten zu beachten hätten. Im „Apostelkonzil“ (Apg. 15 – wenn man so will, dem christlichen Parlament) hat es dann „dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch [den Fremden] keine weitere Last aufzulegen …“ (Apg. 15, 28), ein Wort, das gerade hier und heute uns Liberalen ins Herz geschrieben sein sollte.
Dr. Ewald Keßler
Beisitzer