Ostern 2015
Die „Christliche Liberale – Christen bei den Freien Demokraten Baden-Württemberg e.V.“ wünschen allen Mitgliedern, Interessierten und Neugierigen an uns und unserer Arbeit ein frohes und gesegnetes Osterfest.
„Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage / Mit unserem lebendigen Haar / Mit unserer atmenden Haut / Nur das Gewohnte um uns / Keine Fata Morgana von Palmen / Mit weidenden Löwen / und sanften Wölfen / Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken / Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus / Und dennoch leicht / Und dennoch unverwundbar / Geordnet in geheimnisvoller Ordnung / Vorweggenommen in ein Haus aus Licht“,
Marie Luise Kaschnitz.
Ostern – alle Jahre wieder. Nach Weihnachten (auch dies: alle Jahre wieder) das vielleicht wichtigste, sicherlich aber nach der Popularitätskurve das zweitwichtigste Fest nach Weihnachten im Jahr. Theologisch jedoch sind beide Feste nicht nach Plus und Minus zu qualifizieren. Sie gehören zusammen und bedingen sich gegenseitig. Wie Ein- und Ausatmen.
Ostern – das ist „alle Jahre wieder“ die Botschaft von der Auferstehung. Wer’s glaubt, wird selig, mögen manche und auch immer mehr Zeitgenossen denken, was wohl so viel heißt wie: Na, Du glaubst noch an dieses Märchen?
Sowohl die Botschaft von der Auferstehung Jesu an Ostern als auch Märchen sind für viele und immer mehr Menschen in unseren Breiten schlicht unglaubwürdig. Märchen taugen vielleicht noch für die frühkindliche Erziehung oder im Erwachsenenalter als psychoanalytische Deutungsvorlage für persönliche Probleme und Fragestellungen.
Aber: „Auferstanden von den Toten“ – Wer’s glaubt, wird selig. Da lachen ja nicht einmal die Hühner.
„Tot ist man erst, wenn man ‚tot‘ ist“, sagte ein Zeitgenosse kürzlich zu mir. Wie recht er hat mit dieser tautologischen Bemerkung. „Tot“ kann man aber auch schon mitten im Leben sein – und dieser Tod kann viele Gesichter haben, in einem metaphorischen Sinn: Beziehungsprobleme, Beziehungslosigkeit; Einsamkeit und Verlassenheitsgefühle; scheitern; Krankheit, Schmerz…
Und doch gibt es trotz dieser und noch anderer dunkler Alltagserfahrungen und -Zustände die Erfahrung von Helligkeit,Licht, Wärme, Nähe, Angenommensein, Gelingen, Wohlfühlen – sprich: von „Auferstehung mitten am Tage, mitten im Leben“.
Es gibt ein Leben vor dem Tod. Und: Es gibt ein Leben trotz der und nach den „vielen Toten“ im alltäglichen Leben. Eben das: Auferstehung der Toten.
Das ist nicht die und damit die einzige Botschaft von Ostern. Aber es ist eine ganz zentrale Botschaft, die Ostern aussendet: Trotz des Todes und seiner vielen Spielarten und Gesichter ist Leben möglich mitten im Angesicht des Todes.
Wenn das keine frohe und befreiende Botschaft ist, dann – so vermute ich – werden wirklich die Hühner lachen.
Jörg Diehl
1. Vorsitzender
Christliche Liberale – Christen bei den Freien Demokraten Baden-Württemberg e.V.