Pfingstgruß 2017

Pfingstgruß 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder,
liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde,

„Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen , wie der Geist ihnen zu reden eingab“, Apostelgeschichte, 2, 1-4.

‚Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über‘ – so könnte man die Pfingstgeschichte kurz und knapp zusammenfassen. Menschen aus allen Teilen der damaligen Welt des römischen Imperiums im Bereich der Provinz Syria kamen in Jerusalem zusammen. Der äußere Anlass war wohl das jüdische Schawuot-Fest, das im jüdischen Festkalender als eines der drei großen Wallfahrtsfeste gilt und mit einer Wallfahrt nach Jerusalem gefeiert wird, fünfzig Tage nach Pessach. Es erinnert im Zusammenhang mit dem Pessachfest an die Rettung und Herausführung der Vorfahren aus der ägyptischen Gefangenschaft und dem Weg in die Freiheit.
Anzunehmen ist, dass vor allem Menschen aus der jüdischen Diaspora damals in Jerusalem sich versammelten. Juden also, die im „Ausland“ lebten, vielleicht schon seit Generationen, nicht mehr ihrer Muttersprache mächtig, aber verbunden waren mit den Traditionen und Ritualen ihrer Religion und Kultur.

Sprach- und Verständigungsverwirrung herrscht unter den Versammelten wie weiland in Babylon, wie die Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ berichtet (1. Mose, 11), nicht. Die Geschichte zu Pfingsten geht anders aus, als damals in Babylon: endet der Turmbau, der bis weit in den Himmel reichen und die Menschen mit Gott gleichsetzen sollte, im Chaos und in der sprichwörtlichen „babylonischen Sprachverwirrung“, so herrscht nun ein anderer Geist unter den Versammelten:
Sie verstehen sich geradezu „ohne Worte“, weil der Heilige Geist ihr Dolmetscher ist.

Nun wäre es naiv, sich diesen Geist im Sinne moderner Simultanübersetzungen bei internationalen politischen Treffen vorzustellen.
Was mit der Metapher „Heiliger Geist“ zum Ausdruck gebracht werden soll, ist ein Paradigmenwechsel im Verhältnis Gott und Mensch: Von dem horizontalen zum vertikalen Verhältnis zwischen Gott und Mensch: Das Wort wurde Fleisch. Gott wurde Mensch in Jesus von Nazareth. Jedoch: Gott bleibt Gott und der Mensch bleibt Mensch. Aber auch: Die Partnerschaft zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen läuft auf Augenhöhe. Dialogisch. Wenn man so will also eine „Demokratisierung“ im Verhältnis von Mensch und Gott.

Pfingsten ist Fortsetzung und Vertiefung von Ostern in einer universalen Perspektive: Der Heilige Geist macht nicht alles gleich. Er achtet und bewahrt Unterschiede und Differenzen zwischen Menschen. Darin ist er allerdings ein Geist des Friedens, des Dialoges und des konstruktiven Miteinanders.
Menschen können davon angesteckt und begeistert werden. Allerdings: wer den Geist von Pfingsten, den Heiligen Geist, bei sich zulässt, läuft Gefahr, von seiner Umwelt als ein Betrunkener wahrgenommen zu werden. Doch sollte uns dies nicht davon abhalten, den Geist von Pfingsten in unsere Beziehungen, Familien und die Gesellschaft hineinzutragen – denn frei nach Luther: „Spiritus in secco non habuit – Der Geist kann im Trockenen nicht wohnen“.

Ich wünsche Ihnen allen auch im Namen des geschäftsführenden Vorstandes ein gesegnetes Pfingstfest und verbleibe mit den besten Grüßen an Sie und Euch alle

Ihr und Euer
Jörg Diehl
1.Vorsitzender
Christliche Liberale – Christen bei den Freien Demokraten Baden-Württemberg e.V.